Künstlerin hera gestaltete mit Backstuben-Kids monumentales Streetart-Werk
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Während eines Ferienprojekts haben 14 Kinder aus dem Schülerladen „Backstube“ gemeinsam mit der Streetart-Künstler hera ein überdimensionales Graffiti gestaltet, das einen „Fantasiegarten“ und einen Jungen mit einer Katzen-Tiermaske zeigt. Entstanden ist es auf einer Hauswand des Elternhauses von Erzieher Stefan Chytrek, der seit gut 25 Jahren in der Nordend-Einrichtung arbeitet. Wer will, kann sich dieses monumentale Streetart-Werk in Fechenheim an der Starkenburger Straße anschauen.
In Plastiküberzügen gehüllt stehen die Jungs und Mädchen vor der Hauswand. Mit Pinsel oder Teleskop-Malerstange in der Hand bemalen sie konzentriert den unteren Teil der Wand mit Tulpen, Löwenzahn, Gänseblümchen, Taglilien, Sonnenblumen, Sträuchern und Grashalmen, zwischen denen Schnecken über den Erdboden kriechen. Über dem Blumengemälde ist in hellblauen Lettern „Fantasiegarten“ geschrieben. Darüber erhebt sich an der Fassade der Hingucker schlechthin: der Kopf eines Jungen mit einem blauen Hoodie, der auf dem Kopf die Maske eines braunschwarzen Katers – Hugo – trägt. Daneben steht „Positive thoughts need room to grow!“ (Positive Gedanken brauchen Raum zum Wachsen).
Dieses überdimensionale Wandgemälde in der Starkenburger Straße 50 in Fechenheim ist unübersehbar. Es zieht die Blicke auf sich. Viele Passant*innen bleiben stehen, um es zu betrachten, andere, die im Auto unterwegs sind, setzen den Blinker, um anzuhalten und es anzuschauen, freut sich Stefan Chytrek. Es ist sein Elternhaus, seit gut 25 Jahren Erzieher im BVZ-Schülerladen Backstube im Nordend und hat sich mit dem monumentalen Streetart-Werk einen Lebenstraum erfüllt, wie er erzählt. Erschaffen hat dieses riesige Graffiti-Kunstwerk „hera“ vom früheren Streetart-Künstlerduo „herakut“ aus Frankfurt. „hera“, die ansonsten Jasmin Siddiqui heißt, hat dieses Wandgemälde aber nicht allein gestaltet, sondern gemeinsam mit 14 Kindern aus Stefans Einrichtung. Und zwar während eines Projekts in den Osterferien. „Ich bin seit zehn Jahren ein Fan von herakut, zunächst vom Duo, dann auch später, seit hera alleine sprüht. Ich schätze ihren Stil und hatte die Idee, doch meine eigene Hauswand von ihr besprühen zu lassen“, erzählt Stefan: „Ich habe sie dann bei einem Streetart-Festival in Heidelberg angesprochen und ihr von meinem Traum erzählt, mein Haus von ihr gestalten zu lassen. Da sie auch gerne Projekte mit Kindern realisiert, und ich sagte, dass Kinder aus meinem Schülerladen sich beteiligen würden, war das für sie eine runde Sache.“
Um die Kinder mit dem Thema vertraut zu machen und ihnen eine Vorstellung zu geben, was Streetart ist, unternahm Stefan schon einige Monate vorher mit ihnen einen Streetart-Rundgang durch Frankfurt. Zum Auftakt des Ferienprojekts trafen sich die Streetart-Künstlerin, Stefan und die 14 teilnehmenden Kinder, zwischen sechs und zehn Jahre alt, in Stefans Haus, um sich kennenzulernen. Es gab Fragerunden, es wurde sich über Lieblings-Tiere und -Tiermasken ausgetauscht und Ideen für Motive gesammelt. „Die Kinder schlugen vor, Blumen auf dem unteren Teil der Hauswand zu malen. Und schließlich lieferte unsere Katze, die im Nachbarhaus lebt, die finale Inspiration für die überdimensional große Tiermaske“, erzählt Stefan.
Damit die Kinder intensiver an dem kreativen Prozess teilnehmen konnten, waren sie an zwei Tagen auf zwei Gruppen aufgeteilt, die abwechselnd vor Ort dabei waren. „Die Kinder hatten ungeheuer viel Spaß beim Malen. Es kam keine Langeweile auf, und sie konnten schließlich selbst viel mehr malen als vorher gedacht.“ Im Laufe der Tage wurden die Erst- bis Viertklässler zunehmend sicherer in der Handhabung von Pinsel, Spraydose und Teleskopstange. Oberhalb der von ihnen an der Hauswand gestalteten Blumenlandschaft schrieben sie „Fantasiegarten“, da „Fantasievolle Gedanken wie kleine Pflanzen sind, meinten die Kinder“, erklärt der Erzieher. Das Projekt ermöglichte es, den Sechs- bis Zehnjährigen auf spielerische Art Kunst näher zu bringen und ihnen zu vermitteln. „Die Kinder als so aktiven Part teilhaben zu lassen, war für mich eine Herzensangelegenheit“, betont Stefan, der sich beeindruckt vom Verlauf und Ergebnis zeigt: „Für mich ist ein Traum wahr geworden. Jetzt kommt noch eine Schutzschicht drauf, damit das Wandgemälde länger hält. Und ich freue mich, dass ich mit meinem öffentlichen Ausstellungsobjekt etwas zurückgeben kann.“ Sehr angetan vom Projekt zeigte sich ebenso hera, berichtet Stefan, die gerne weiterer solcher Projekte mit Kita-Gruppen umsetzen möchte. Vor allem freut es ihn, „wie stolz die Kinder darüber sind, was sie erschaffen haben. Wie für mich ist es für sie eine großartige Erinnerung. Viele meinten, das sei das ‚tollste Projekt für sie gewesen‘. Und ein Mädchen sagte zu mir: ‚Das ist das schönste Haus, das ich je gesehen habe‘.“
Text: Sonja Thelen (UK) / Fotos: Stefan Chytrek