Familiäres Miteinander in der Kita Kosmos

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27.06.2025

Im Jahr 2000 fehlte es massiv an Betreuungsplätzen in Schwanheim. Aus dem „Sofortprogramm Kinderbetreuung“ stellte die Stadt Frankfurt 700.000 Mark bereit: Mit dem Geld konnte eine ehemalige Videothek in eine Kindertagesstätte umgebaut werden. Heute besteht die Kita Kosmos seit 25 Jahren und arbeitet, wie seit ihrer Eröffnung, mit altersgemischten Familiengruppen, in denen Kinder im Alter zwischen zwölf Monaten bis zum Ende ihrer Grundschulzeit betreut werden. Den runden Geburtstag feiert die Kita Kosmos mit einem großen Sommerfest am 4. Juli.

Neugierig streckt Nino den Kopf aus dem Wasser, beäugt, was drumherum so passiert. Nino ist die Gelbwangenschildkröte in der Schwanheimer Kindertagesstätte Kosmos und ist fast genau so alt wie die im Jahr 2000 eröffnete Einrichtung. Die besteht dieses Jahr seit 25 Jahren und feiert den runden Geburtstag mit einem großen Sommerfest am 4. Juli. Nino ist eigentlich eine „Nina“. „Doch als sie vor 24 Jahren zu uns in die Kita kam, hieß es, sie sei ein Männchen. Doch in Wirklichkeit ist sie ein Weibchen. Das stellte sich aber erst im Nachhinein heraus“, erzählt lachend Erzieherin Ayse Eyüpoğlu, die seit 2005 nur mit Unterbrechung während ihrer Ausbildung und Elternzeit in der Kita Kosmos tätig ist. Und weil die Schildkröte nun mal bereits Nino hieß, blieb es dabei.

Auch ansonsten ist sich die Schwanheimer Kita in den 25 Jahren treu geblieben. Prägendes Merkmal in der pädagogischen Arbeit sind bis heute die „Familiengruppen“.  „Wir arbeiten bis heute so“, erläutert die stellvertretende Leitung Anna-Lena Wenz, seit November 2024 in der Einrichtung. Peter Gref, der bereits seit 2006 mit Unterbrechung von vier Jahren bei der BVZ ist, hat einen Monat zuvor die Leitung der Kita Kosmos übernommen. „In den 1980er erlebte dieser Ansatz einen regelmäßigen Boom, heute ist er nicht mehr so geläufig“, erklärt Anna-Lena. Anlässlich der feierlichen Eröffnung vor 25 Jahren hatte der damalige Kita-Leiter, Bernhard Metzler-Luchner, dem Journalisten von der Frankfurter Neuen Presse, Andreas Flender, das Konzept erläutert. „Wir bilden so genannte Familiengruppen, in denen die Kinder von eins bis zwölf gemeinsam betreut werden“, zitiert Flender Leiter Metzler-Luchner in seinem Artikel.

Überhaupt war damals die Erleichterung bei vielen Eltern in Schwanheim und in der Nachbarschaft, ein von Siedlungsbauten geprägtes Wohngebiet, groß, als die Kita Kosmos in einer ehemaligen Videothek eröffnen konnte. Es fehlte im Stadtteil an Betreuungsplätzen. Die Wartelisten in anderen Einrichtungen waren lang. Außerdem existierte zu dem Zeitpunkt noch keine Krabbelstube in Schwanheim. Geschwind zur Erinnerung: Im Jahr 2000 gab es noch keinen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz, weder für Kinder ab drei Jahre noch darunter. Die Not war groß, sodass die Stadt „schnell bereit war, das Projekt mit 700.000 Mark aus ihrem Sofortprogramm Kinderbetreuung zu finanzieren, um den Müttern und Vätern“ zu helfen, berichtete Journalist Flender in seinem Artikel. Es folgte ein kompletter Umbau der ehemaligen Videothek in eine Kindertagesstätte, deren grünes und mit Spielgeräten ausgestattetes Außengelände früher der Parkplatz war. Im November 2000 konnte die Kita unter der Trägerschaft des damaligen „Vereins zur Unterstützung berufstätiger Eltern“ eröffnen, der später Teil der BVZ wurde.

Heute verfügt die Kita Kosmos über 58 Plätze für Kinder ab zwölf Monate bis zum Ende der Grundschulzeit. Ein 14-köpfiges Team betreut die drei altersgemischten Familiengruppen: Milchstraße-, Marsmännchen- und Mondgruppe. Die einzelnen Gruppen verfügen über jeweils einen Nebenraum sowie „einen Raum für die Schulkinder, damit diese nach dem Unterricht einen Ort haben, wo sie in Ruhe ihre Hausaufgaben erledigen oder auch mal ungestört sein können“, erklärt Anna-Lena. Bis heute sind eine enge Verbindung und Zusammenarbeit mit den Eltern und Familien kennzeichnend im Miteinander. „Unsere Einrichtung ist schon immer sehr familiär ausgerichtet. Das hat mir von Anfang gefallen. Ich selbst bin in Schwanheim aufgewachsen und habe hier bis vor wenigen Jahren gelebt. Unser Anliegen ist es, dass sich die Kinder und Familien bei uns wohl und geborgen fühlen“, erläutert die heute 45-jährige Ayse, die schon während ihrer Jugend ihr Schulpraktikum in der Kita absolvierte.

Zu dem familiären Miteinander gehört es dazu auch, Traditionen und Feste aus den verschiedenen Kulturkreisen, aus denen die Kosmos-Familien stammen, in den Alltag zu integrieren, zu feiern und zu würdigen. „Der Aspekt der Achtsamkeit und der Respekt vor den kulturellen Wurzeln sind uns sehr wichtig. Wir erleben ebenso, wie wertschätzend uns die Eltern begegnen“, betont Anna-Lena. Während des Jahres stehen verschiedene gemeinsame Aktionen mit den Familien auf dem Programm wie das regelmäßige Oster-Picknick oder das Laternenfest. Weitere Kernelemente in der Arbeit: „Wir arbeiten kooperativ, partizipativ und inklusiv.“

Ebenso möchte das Team den individuellen Interessen und Neigungen der Kinder Raum geben, macht ihnen abwechslungsreiche „Angebotsgruppen“ zu Musik, Kreativität oder Bewegung, um sich auszuprobieren. Beispielsweise ist Kinder-Yoga auf einen so großen Zuspruch gestoßen, dass sich Ayse nach dem Weggang der bisherigen Anleiterin nun darin weiterqualifiziert, um das Angebot fortführen zu können. Überhaupt das Team: Untereinander wird ein achtsamer, reflektierter Umgang gepflegt, sich weiterentwickelt und fortgebildet sowie regelmäßig an Supervisionen teilgenommen. Zudem nehmen einzelne Kolleginnen des Teams regelmäßig an den Arbeitskreisen der BVZ teil, und die Kita kooperiert mit den Einrichtungen im Stadtteil sowie der Minna-Specht-Schule, die die Hortkinder besuchen. Im Team gibt es weitere langjährige Mitarbeiterinnen wie Katrin Gehrhardt, seit 20 Jahren, und Manuela Bücking (über zehn Jahre). „Ein für uns wichtiger Aspekt ist auch, auf dem aktuellen Stand von Themen und Trends zu sein, die die Kinder altersbewegen. Wir müssen darin nicht Expertinnen und Experten sein, aber doch eine Ahnung haben“, sagt Anna-Lena. Da sind wir mal gespannt, welche Themen in den nächsten 25 Jahren aufpoppen, die Nino, die Kosmos-Wasserschildkröte, als stille Beobachterin von ihrem Aquarium aus mitverfolgen kann. Denn eine solche Wasserschildkröte kann schon mal 50 Jahre alt werden.

Text und Fotos: Sonja Thelen (UK)