„Auf die Haltung kommt es an“
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Über elf neue Fachkräfte für inklusive Pädagogik kann sich die gemeinnützige BVZ GmbH in ihren Reihen freuen. Am vergangenen Wochenende haben die Teilnehmerinnen ihre Weiterbildung erfolgreich abgeschlossen, die im Februar gestartet war und sich aus insgesamt neun mehrtägigen Modulen zusammensetzte. Geleitet wurde der Lehrgang von Daniel Krowiorz, der schon seit mehreren Jahren als freiberuflicher Bildungsreferent die pädagogische Weiterbildung der BVZ begleitet, flankiert vom BVZ-internen Fachteam für Inklusion: Katrin Deichmann und Nile Fischer. Zum Abschluss gratulierte Geschäftsführerin Elisabeth Rieger persönlich den Absolventinnen.
Es ist vollbracht. Strahlend, glücklich und erleichtert halten die elf erfolgreichen Absolventinnen der Weiterbildung Fachkraft Inklusive Pädagogik ihre Abschluss-Zertifikate in den Händen, die ihnen Katrin Deichmann vom Fachteam Inklusion, Referent Daniel Krowiorz und Geschäftsführerin Elisabeth Rieger eben überreicht haben. In den vergangenen drei Tagen haben sie den Schlussspurt in ihrer Weiterbildung hingelegt, haben die Präsentationen ihrer vorher verfassten Abschlussarbeiten vorbereitet und diese im Plenum vorgestellt. Jetzt zeigen sie sich stolz, es geschafft zu haben, gestärkt durch neues Wissen. Und manche sagen, die Weiterbildung zählt zu den wertvollsten Erfahrungen, die sie beruflich gemacht haben.
Im Februar hatten sie sich gemeinsam auf den Weg gemacht, um sich in insgesamt neun mehrtägigen Modulen für die inklusive Arbeit in ihren Kindertageseinrichtungen fit zu machen. „Damals waren sie sich ganz fremd. Jetzt haben sie sich im Laufe des Jahres zu einer festen Gruppe entwickelt, der es schwerfällt, wieder auseinanderzugehen“, sagt Nile Fischer vom Fachteam Inklusion, das sie seit 2018 mit Katrin Deichmann bildet. Geleitet wurde die Weiterbildung in Kooperation mit der Lebenshilfe Landesverband Hessen erneut vom freiberuflichen Bildungsreferent Daniel Krowiorz. „Für mich ist diese Weiterbildung eine absolute Herzensangelegenheit“, betont der Coach, der zuvor viele Jahre als festangestellter Bildungsreferent für die Lebenshilfe tätig war und dann freiberuflich das von einer Kollegin zuvor aufgebaute Projekt mit der BVZ übernommen hat. Denn im Kern geht es bei der Weiterbildung darum, die Teilnehmenden dahingehend zu qualifizieren, „damit Inklusion in den Einrichtungen gelingen kann und als Gewinn wahrgenommen wird“, betont Katrin Deichmann und ergänzt: „Es geht darum, alle Kinder in einer Einrichtung im Blick zu haben und ihnen die Teilhabe am Alltag zu ermöglichen.“
Die Weiterbildung „Fachkraft für inklusive Pädagogik“ bündelt während der neun übers Jahr verteilten zwei- und dreitägigen Ganztags-Module kompakt, was eine Kita hierfür benötigt, und hat eine sehr hohe „Praxisrelevanz. Es geht dabei um alle Aspekte der Inklusion: Dazu gehört die Barrierefreiheit im Treppenhaus wie auch die einzelnen Menschen. Wir schauen über den Tellerrand und blicken in alle Richtungen, verfolgen bei Bedarf interdisziplinäre Ansätze und ziehen andere Fachkräfte hinzu. Es geht beispielsweise um das Sprachverständnis, um die Möglichkeiten zur Förderung, um die pädagogischen Gestaltungsspielräume, um die Haltung und Einstellung der Mitarbeitenden auf sozial-emotionaler Ebene, um die Teamhaltung beim Thema Inklusion, um die Elternarbeit und -ansprache. Alles gehört dazu, alles ist zu bedenken“, bringt der Referent zentrale Aspekte auf den Punkt. Dreh- und Angelpunkt ist von Beginn der Weiterbildung an die jeweilige Einrichtung. „Die Teilnehmenden selbst verfügen alle über einen guten fachtheoretischen und heilpädagogischen Hintergrund“, betont Daniel Krowiorz: „Vom ersten Modul an sollen sie mitbedenken, welcher Schwerpunkt ihnen besonders wichtig ist, wo sie sich persönlich gut aufgestellt fühlen, welche Bedarfe sie in ihren Einrichtungen identifizieren und welches Thema sie für ihre Abschlussarbeit wählen. Daher geht es auch um die Selbstreflexion und um die Frage ‚Wie kann ich mein Ziel erreichen und wie lässt sich das umsetzen?‘ All das füllen wir Stück für Stück während der einzelnen Module mit Inhalten, die die Teilnehmer in ihrer Hausarbeit verarbeiten und zusammenführen.“
Während des finalen dreitägigen Moduls standen schließlich die Abschlusspräsentationen an. Diese unterschieden sich sowohl inhaltlich als auch in der Form des Vortrags. „Aber alle hatten eins gemeinsam: Alle hatten sie Kinder im Blick“, so Katrin Deichmann. Die Bandbreite der Präsentationen reichte von Fallvorstellung über Projektarbeiten zum Thema „Sprache & Kommunikation“ bis hin zu gesellschaftlichen Themen wie die Auswirkungen der neuen gesellschaftlichen Herausforderungen für pädagogische Fachkräfte und die Elternschaft in der inklusiven Pädagogik. Es gab beeindruckende flammende Plädoyers für eine „Barrierefreiheit für alle“ und „Inklusion statt Integration“. Stellvertretend für alle Absolventinnen sagte eine Teilnehmerin zum Abschluss: „Es ist egal, nach welchem Konzept wir arbeiten – auf die Haltung kommt es an.“ Ein Punkt, den auch Katrin Deichmann in ihrem Resümee aufgriff: „Sich mit einem Haltungsthema auseinanderzusetzen, heißt, sich mit seinen eigenen Emotionen auseinanderzusetzen. Es ist berührend, am Ende dieser Reise daran teilhaben zu dürfen. Es ist ein gutes Gefühl für den Träger zu wissen, dass es in unseren Einrichtungen so viele Mitarbeitende gibt, für die die Umsetzung des inklusiven Gedankens eine Herzensangelegenheit und somit ein Selbstverständnis ist.“ Am letzten Tag konnten alle Beteiligten hinter ein weiteres Thema ein Häkchen setzen. Zum Auftakt der Weiterbildung hatten die Teilnehmerinnen ihre Erwartungen an die Qualifizierung auf Kärtchen notiert. Zum Ende der Weiterbildung überprüften sie in einer Reflexionseinheit, ob diese erfüllt wurden oder nicht. Wurden sie erfüllt, landeten die Kärtchen im Papierkorb. „Es blieb kein Kärtchen übrig. Somit konnten wir alle Erwartungen erfüllen“, freute sich Katrin Deichmann.
Die Weiterbildung zur Fachkraft für inklusive Pädagogik bietet die BVZ bereits seit zwölf Jahren an. Auch im Jahr 2024 startet im Februar ein neuer Zyklus, der aber bereits ausgebucht ist, wie Nile und Katrin mitteilen: „Er gibt aber eine Warteliste.“ Im kommenden Jahr gibt es eine Änderung bei der Weiterbildung hinsichtlich des einzubringenden Eigenanteils bei der Zeit. War es bislang so, dass in jedem Modul ein Samstag integriert war, so ändert sich das ab 2024. „Angesichts einiger Rückmeldungen hinsichtlich der Belastung ist es uns in Absprache mit der Geschäftsführung gelungen, mehr Module ausschließlich unter der Woche und somit während der üblichen Arbeitszeit stattfinden zu lassen“, erläutern Katrin und Nile. Künftig beinhalten von den neun Modulen nur noch fünf einen Samstag, der als Eigenleistung einzubringen wäre. Für die übrigen Termine werden die Fachkräfte vom Dienst befreit und diese als Fortbildungstage angerechnet.
Prinzipiell ist der inklusive Ansatz ein zentrales Element in den pädagogischen Leitlinien der BVZ. Daher ist diese Weiterbildung in Zusammenarbeit mit der Lebenshilfe fester Bestandteil der BVZ-Qualifizierung. „Es geht uns auch um die Grundhaltung, die wir in die Einrichtung transportieren möchten. Die inklusive Arbeit muss zu ihrem Selbstverständnis gehören“, betont Katrin Deichmann. Damit dieser Ansatz möglichst breit umgesetzt wird, „ist es unser Ziel, dass aus allen Einrichtungen, mindestens eine Kollegin oder ein Kollege sich zur Fachkraft Inklusive Pädagogik weiterbilden lässt“, ergänzt Nile Fischer. Aktuell ist das Fachteam am Überlegen, den Reflexionstag für Ehemalige wiederaufleben zu lassen.
Und es gibt noch eine weitere Neuerung. Unter der Leitung von Daniel Krowiorz bietet die Stabsstelle Fortbildung das neu konzipierte Grundlagenseminar „Inklusion: Vielfalt leben – aber wie?“ an. Es umfasst drei ganztägige Termine (jeweils 9 bis 16 Uhr in der BVZ-Geschäftsstelle): 20. Februar, 18. März, 7. Mai. Weitere Infos hierzu stehen im aktuellen Fortbildungsprogramm (Seite 30).
Sonja Thelen, Unternehmenskommunikation
Fotos: Katrin Deichmann / BVZ GmbH